Shed als Trabant des Kunstmuseums

Erstmals haben der Neue Shed im Eisenwerk und das Kunstmuseum Thurgau eine projektbezogene Kooperation realisiert.
von Dorothee Kaufmann

Frauenfeld – Synergien sollten genutzt werden, Win-Win-Situationen auch. Die Gelder im Kulturbereich sind nicht unerschöpflich und so gilt es, kulturelle Aktivitäten zu vernetzen, zu koordinieren und zu bündeln. Was bedeutet dies nun für eine Kooperation von Shed und Kunstmuseum?
Der Neue Shed im Eisenwerk hatte in früheren Zeiten eher lokal agiert und bescheidene Resonanz bei Vernissagen erreicht, sodass sich der Kanton mit der Finanzierung eher bedeckt hielt. Projektbezogene Aktivitäten wurden gegebenenfalls von der Kulturstiftung getragen, wie zuletzt die Ausstellung «Ameisenwerk». Seit dem 2. Kulturkonzept, das die Verteilung der kantonalen Kulturgelder für drei Jahre festlegt, wird das Kulturzentrum im Eisenwerk mit all seinen Aktivitäten, die unter einem Dach vereint sind, mit 60 000 Franken im Jahr gefördert. Dies gilt auch für 2009. Eine Neuauflage des Kulturkonzeptes wird 2009 diskutiert und tritt 2010 für weitere drei Jahre in Kraft.
Parallel wird über die Profilierung des Kunstmuseums Thurgau nachgedacht. Eine Arbeitsgruppe berät bis Sommer 2008, wie die Zukunft des Museums aussehen könnte, wie die Eigenarten, die Lage und der Ort der Kartause besser genutzt werden können. Die Besucherzahlen lassen sich sehen und die Finanzierung dieses Museums steht nicht in Frage.
Innovativ, effektiv, ökonomisch
Die jüngste Kooperation dieser beiden Kulturinstitutionen hat jedoch auch zukunftsweisende Bedeutung. Zunächst handelt es sich um eine einmalig angedachte Kooperation, bei der das Museum als Museum agiert mit einer Ausstellung wie aktuell «Moralische Fantasien» und der Neue Shed als Trabant Projekte beherbergt, die experimentellen Charakter haben und vor allem eine Dimension, die in einem Museum so gar nicht verwirklicht werden könnten im Rahmen einer Gruppenausstellung. Diese Kooperation hat sich zunächst inhaltlich angebahnt, hatte doch der Shed sich in den vergangenen Monaten mit Umwelt, Gärten und der Wahrnehmung dieser Phänomene in der Region befasst. So gab es zumindest einen inhaltlichen Berührungspunkt mit der aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum, die die Rolle der Kunst als Medium zur ökologischen Kommunikation befragt.
Diese neue Form der Kooperation – bei aller Kritik der moralischen Ansprüche der aktuellen Ausstellung beziehungsweise Projekte – birgt zukunftsträchtiges Potenzial für beide Institutionen am Ort. Die Kooperation ist innovativ, effektiv in der Vertiefung eines Themas und möglicherweise auch ökonomisch. Die Einbettung von Shedprojekten in einen grösseren musealen Zusammenhang bedeutet eine Aufwertung der Shed-Aktivitäten, wie umgekehrt der experimentelle Trabantenschauplatz für das Kunstmuseum eine Öffnung nach aussen bedeutet.

© Thurgauer Zeitung, 10.6.2008, S.11